Wir können nichts für unsere Wahrnehmung!
Dass wir eine objektive Situation auf eine bestimmte Art und Weise wahrnehmen, können wir nur beeinflussen, wenn wir uns ganz bewusst genau dies vornehmen. Ansonsten gilt: Die erhaltene Information wird gefiltert und danach aus der uns eigenen Perspektive betrachtet. Im Umkehrschluss bedeutet dies somit, dass wir alle immer nur über eine subjektive Wahrnehmung einer bestimmten Situation verfügen.
Was bedeutet überhaupt Wahrnehmung?
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um eine Wahrnehmung in Funktion zu bringen?
Es muss etwas geben, das eine Wahrnehmung erst ermöglicht. Der Einfachheit halber nenne wir dieses >Etwas< einfach den Beobachter. Was immer wir mit diesem Beobachter zu tun haben, stellen wir kurz beiseite. An dieser Stelle halte ich es für wichtig, den Beobachter nicht mit unserem Verstand zu verwechseln. Unser Verstand nimmt definitiv nichts wahr. Er ist auf Daten angewiesen, die ihm von unseren Sinnesorganen geliefert werden.
Ein Sinnesorgan ist ein Organ, das spezifische Informationen in Form von Reizen – wie Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten – aus der Umwelt in elektrische Impulse umwandelt.
Derartige Impulse werden über Nervenfasern weitergeleitet, gefiltert, mit Informationen anderer Sinnesorgane sowie gespeicherten Informationen abgeglichen und kombiniert. Sie trage so zur Erzeugung von Wahrnehmung durch das Gehirn bei.
Alle Wahrnehmungen, die über die Sinnesorgane aufgenommen werden, werden also mit älteren Erfahrungen verglichen und entsprechend zugeordnet.
Was der Beobachter über seine Wahrnehmung erfährt, ist nicht etwa, wie man meinen könnte, ein originales Abbild der vermeintlichen Realität. Die beunruhigende Wahrheit ist, dass wir nur zensierte und programmgetreue Ereignisse wahrnehmen. Als ich erstmals davon erfuhr, empfand ich es außerordentlich beklemmend, zu akzeptieren, dass meine wahrgenommene Welt von irgendwoher manipuliert wurde.
Wahrnehmen-was-ist lässt sich durch gestärkte momentane Achtsamkeit verbessern.
Weder das, was uns als Realität gezeigt wird, ist real, noch die Bedeutung dessen, was wir wahrnehmen.
Wahrnehmen ist der natürliche unverfälschte Zustand des Menschen.
Das Gewahrsein taucht schon vor der Wahrnehmung auf. Das Gewahrsein ist schon wahrgenommen. Sonst wäre das Gewahrsein getrennt von der Wahrnehmung…getrennt vom Bewusstsein…getrennt vom Unbewusst-sein. Dann wäre das Gewahrsein definiert von einer Wahrnehmung, die dann nur im Gewahrsein Wahrnehmung wäre und nicht mehr in der objekthaften Welt.
Weder das Gewahrsein, noch das Bewusstsein noch das Unbewusst-sein von grob-stofflicher Welt, was man erfahren kann, ist das was Wahrnehmung ist.
Das Licht des Gewehrseins ist wahrnehmbar. Daher muss das was die Wahrnehmung ist vor dem wahrnehmenden Ich sein, das sich als gewahr seiendes Ich erscheint. Das Wurzel-Ich. Das Vor- und jenseits jeglicher Vorstellung.
Die Wahrnehmung kann sich selbst nicht wahrnehmen. Dazu bräuchte es zwei Wahrnehmungen. Wenn das Gewahrsein die Wahrnehmung wäre, dann wäre es ja wahrnehmbar und es gäbe zwei Wahrnehmungen. Das ist nicht möglich.
Das gibt die Bedeutung frei: Gottes Auge kann sich selbst nicht sehen! Das ist das buddhistische Prinzip. Das Auge was sich selbst nicht sehen kann. Und alles was das Auge sieht, kann das nicht sein, was Auge ist.
Das erste Gewehrseins-Ich.. das eye-eye…kann das erste Ich erfahren, kann aber nicht sein, was das erste Ich ist.
Diese Aussage wurde schon so oft wiederholt, steht in so vielen Büchern. Dennoch denken Menschen, es muss doch gehen. Es ist absolut nichts Neues. Und immer noch der Zweifel. Der wird auch nicht aufhören. Da bleibt immer noch in manchen die Hoffnung, vielleicht bin ich doch der erste, dem dies gelingt. Es hat noch keiner geschafft, aber möglicherweise ich. Diese Vorstellung kann ich niemanden nehmen.
Die folgenden Erklärungen von Begrifflichkeiten und Differenzierungen sind existenziell nicht von Interesse und dienen nur dem Verstand.
Versuchen wir die verschiedenen Formen, die Wahrnehmung beeinflusst, zu benennen:
- Achtsamkeit ist eine Übung während aller Tätigkeiten.
- Beobachten ist wie Achtsamkeit eine bewusste Übung.
- Beobachten ist nicht gleich Zeuge-sein = Wahrnehmen
Beobachten ist spezifisch und das Zeuge-sein/ Wahrnehmen kann man als unspezifisch bezeichnen.
Meditation, Achtsamkeit und Beobachten sind bewusst vorgenommene Übungen, die sich im Laufe der Zeit automatisieren können.
Gewahren, Gewahrsein geschieht
Es ist das, was andauernd geschieht, selbst wenn es nicht bewusst ist. Wird es bewusst, wird lediglich wahrgenommen, dass nur „wahrgenommen“ wird. Als Hilfe könnte folgende Metapher mit einem Menschen, der sein Leben lang seinen Fuß auf die Malediven setzen möchte und merkt, dass er noch niemals anderswo war. Wie sollte seine Suche enden.
Hier könnte man auch sagen (wenn man wollte), dass das Gewahren des Gewahrens der spirituellen Suche ein Ende setzt.
Dein natürlicher Zustand steht in keiner Beziehung zu religiösen Zuständen von Verzückung, Seligkeit und Ekstase. Diese Dinge liegen im Bereich der Erfahrungen. Es sind gedankeninduzierte Seienszustände, die kommen und gehen. Krishna-Bewusstsein, Buddha-Bewusstsein, Christus-Bewusstsein, das alles sind Trips in die falsche Richtung. Sie unterliegen alle der Zeit. Das Zeitlose kann niemals erfasst oder vereinnahmt werden, noch viel weniger kann ihm Ausdruck verleihen werden – von keinem Menschen. Die ausgetretenen Pfade werden nirgendwohin führen. Es gibt keine in der Ferne liegende Oasen.
U.G.Krishnamurti
Um Wahrnehmung zu fokussieren bedarf es einer Verstärkung der bereits vorhanden momentanen Achtsamkeit.